Inspiration

von Jurek Kraus

Angst

23. Mai 2020

Bewegt Angst die Welt? Ist sie etwas unentbehrliches im Leben, oder werden wir von ihr beherrscht?

Mit diesem psychischen Zustand lässt sich sehr viel erreichen, er wird ständig als die wirkungsvollste Waffe, oft aus eigenem Arsenal eingesetzt. Gebrauch davon machen alle Religionen, weltliche Herrscher, Systeme und jeder Einzelne von uns. Mit der Angst als Instrument kann man alles kontrollieren, Menschen unter Druck setzen, Depressionen und andere Krankheiten verursachen, andere und sich selbst zerstören. Stalin, der als Kind einige Jahre in einem Klosterinternat verbrachte und dort körperlichem Missbrauch ausgesetzt wurde, setze dort erfahrene „Erziehungsmethoden“ während seiner Regierungszeit sehr wirkungsvoll in die Tat um.


Das Leben in ständiger Angst vor etwas, begleitet uns seit dem Anfang unseres Dasein auf dem Planeten. Die Ursache dafür finden wir z.B. in der Bibel in der Geschichte über das verlorene Paradies. Aber anstatt aus den Fehlern zu lernen, berufen wir uns auf die Geschichte und rechtfertigen damit alle von uns begangenen Abscheulichkeiten. Als Abbild Gottes haben wir uns im Laufe der Geschichte immer weiter von unserer wahren Herkunft entfernt. Kontinuierlich zerstören wir den Planeten auf dem wir leben, und sorgen für immer mehr Leid bei allen Lebewesen. Es ist deshalb ganz natürlich, dass wir Angst verspüren, wir fürchten uns selbst, da wir dessen bewusst sind, dass jede Ursache auch eine Folge hat. Ein Krieg wer oder was auch immer der Gegner ist, ist nie zu gewinnen, denn bevor die Angreifer einen Sieg feiern, sollten sie die Rache fürchten. Je mehr wir andere schädigen desto mehr Leid müssen wir als Folge ertragen. Je größer aber die Hilfsbereitschaft und Offenheit ist, umso mehr Freunde werden wir erleben.


Die zivilisatorischen und politischen Strukturen in denen wir leben, erlauben uns die Welt individuell zu betrachten und bei nicht Verletzung der Gesetze, auch so zu handeln. Stattdessen bewilligen wir den Neokolonialismus, produzieren und verkaufen Waffen in die Länder wo Unruhen wegen Armut entstehen, zerstören die Umwelt in Afrika, Asien und Lateinamerika um z.B. heimische Nutztiere zu ernähren. Heute schon mehr als 70% der globalen landwirtschaftlichen Nutzfläche gehen auf das Konto der Viehhaltung, gleichzeitig sterben täglich 14 tausend Kinder an Hunger. Die toten Kinder wurden auch aus Angst vor der Zukunft gezeugt. Der Mensch kümmert sich in Wirklichkeit nicht um sie, sondern um sich selbst. Das gleiche Gefühl begleitet den Alltag der Eltern in den Industriestaaten. Im Gegensatz zu Ländern wo das Überlebensprinzip die Menschen zu quantitativer Vermehrung treibt, setzen die Wohlhabenden ihre Prinzipien auf Qualität, also weniger Kinder und infolgedessen größere Chancen auf gute Bildung und höheren Lebensstandard. Prinzipiell jedoch handelt es sich in der Familienplanung um das gleiche Gefühl: Existenzangst.


Ist ein Kinderwunsch die Folge des Egoismus? Unseren Kindern soll es besser gehen. Den Wunsch äußerte paradoxerweise oft die Nachkriegsgeneration. Bei diesen Gedanken handelte sich nur selten um Ethik und Moral, viel öfter um den eigenen Leib, also wieder Angst als Ursache. Auch in der Erziehung will man besser sein; nicht die alten Fehler begehen, mehr Liebe geben als wir selbst erfahren haben und dabei oft eigene emotionalen Defizite ausgleichen etc. Und wie ist unser Verhalten denjenigen gegenüber, die nicht zu unserer Familie, Gruppe, Nation gehören, Menschen anderer Hautfarbe, Vertretern anderer Religionen, allen Lebewesen. Wenn wir uns in der Betrachtung nur zu Menschen begrenzen, werden wir nicht selten gravierende Ungleichheiten im eigenen Verhalten erkennen. Je fremder uns bei einer Begegnung jemand erscheint, desto mehr Abneigung, Respektlosigkeit und Aggressivität erzeugen wir, deren Wurzel in eigener Unsicherheit und Existenzangst liegen.

Fast jeder von uns identifiziert sich mit einer Nation, Region in der er aufgewachsen ist, einer bzw. mehreren Sprachen, mit der Familie in der er geboren wurde, dem Partner und den Kindern. Für Millionen spielt auch die Parteizugehörigkeit, ein Sportclub, Verein etc. in der Selbstintegration eine große Rolle.
Sind es die Eigenschutzmaßnahmen die uns dazu bewegen, einen Bunker zu bauen in dem alles zu finden ist was wir zum Leben nicht brauchen? Außer unnützlichen Gegenständen werden im Laufe des Lebens auch Menschen gehortet an die wir uns binden und abhängig machen. Entstehen die Bindungen aus Liebe oder Angst? Was verstehen wir eigentlich unter Liebe wenn wir alles begrenzen und ummauern um uns vor Fremden zu schützen, ohne zu erkennen, dass der gebaute Bunker uns in Wirklichkeit nicht schützt sondern trennt und zum eigenen Gefängnis wird.


Obwohl ein zivilisatorischer Käfig auf den ersten Blick sicherer erscheint, schützt er nicht vor Erstickung. Der Vater Staat und die Mutter Heimat schickten schon immer ihre Kinder in den Krieg. Dessen ungeachtet sind nur wenige Menschen in der Lage ihren eigenen Weg zu gehen, sich nach keinem Schema richten, um einfach frei zu sein.
„Man muss sich selbst ein Licht sein“, „In dieser Welt vergänglicher Dinge, durchs nichts gebunden. Keinem Land gehöre ich an, keine Grenzen schließen mich ein.“ (Krishnamurti)

Über uns

Yoga bedeutet für uns weit mehr, als Körperübungen um Kraft und Flexibilität zu trainieren.

Durch die Verbindung von Körper, Atem und Geist wird der Weg zum Wiederfinden des Selbst als Ursprung gelegt. Als Yogalehrer bemühen wir uns anderen Menschen zu helfen, in ihre eigene Kraft zu kommen und dort zu bleiben.

Zum Yoga gehört auch Naturverbundenheit, ein ethisches Leben, Selbstbeobachtung und Reflexion in der persönlichen Weiterentwicklung.

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